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Weltblutspendetag

Zunächst einmal

Dieser Beitrag von SCHLAU Rhein-Sieg bietet einen Überblick über eine langjährige Diskussion und stellt primär Ausschnitte aus weiteren Informationsquellen bereit. Anhand dieser Ausschnitte bieten wir am Ende eine Stellungnahme.

Die Wichtigkeit der Blutspende

Nach schweren Unfällen oder während großen Operationen sind Blutprodukte häufig nötig. Es gibt noch keinen sinnvollen künstlichen Ersatz für Blut, weshalb Blutspenden die einzige Möglichkeit sind, an Blutprodukte zu gelangen. Leider wird in Deutschland zu wenig Blut gespendet. Besonders der höhere Bedarf an Blutprodukten aufgrund der COVID-19 Pandemie bedroht die knappen Reserven.

Bundesministerium für Gesundheit: „Weltblutspendetag am 14. Juni : Was kannst du tun? Spende Blut. Spende jetzt. Spende regelmäßig“

NDR: “UKSH und DRK schlagen Alarm: Zu wenige Blutspenden”

Wer darf Blut spenden? Wer nicht?

Grundsätzlich dürfen Menschen im Alter von 18 bis 68 Blut spenden. Nach ärztlicher Absprache dürfen aber auch noch ältere Menschen Blut spenden.

Allerdings können einige medizinische Einflussfaktoren zum Ausschluss von der Blutspende führen. Darunter fallen unter Anderem Menschen mit Diabetes, Menschen, die bestimmte Medikamente einnehmen, vor Kurzem bestimmte Impfstoffe verabreicht bekommen haben oder vor Kurzem erkrankt waren. Eine ausführliche Liste an Ausschlusskriterien stellte das Robert Koch Institut (im Folgenden RKI genannt) zusammen: (LINK).

Neben diesen doch sehr schnell einleuchtenden Faktoren fiel mir bei meiner Recherche ein Punkt allerdings in das Auge, welcher unter dem Aspekt „Rückstellung bei risikoreichem Sexualverhalten“ beschrieben wird. Neben dem Ausschluss von Sexarbeitenden und Personen, die Sex mit HIV (Human Immunodeficiency Virus), HBV (Hepatitis B), HCV (Hepatits C) infizierten Menschen hatten, werden folgende Sexualverhalten ebenfalls ausgeschlossen:

  • Personen mit sexuellem Risikoverhalten (Sexualverkehr mit häufig wechselnden Partner*innen)
  • Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) mit einem neuen Sexualpartner oder mehr als einem Sexualpartner

Blutspenden.de: „Rückstellung und Ausschluss von der Blut- und Plasmaspende“

Hintergründe zu den Schutzmaßnahmen gegen HIV

Entnommen aus dem Artikel: „Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern bei der Blutspende“ der Deutschen Aidshilfe:

„Blutspenden werden vor der Verwendung auf HIV und andere Infektionen untersucht. Da die entsprechenden Erreger (beziehungsweise Antikörper dagegen) aber immer erst nach einer gewissen Zeit nachweisbar sind, die vom Testverfahren abhängt („diagnostisches Fenster“), können dabei Infektionen übersehen werden. Darum werden potenzielle Spender*innen zusätzlich nach ihrem infektionsrelevanten Verhalten befragt, also zum Beispiel nach sexuellen Kontakten unter Männern. Menschen mit erhöhtem Risiko einer unerkannten Infektion sollen so ausgeschlossen werden.“

Deutsche Aidshilfe: „Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern bei der Blutspende“

Deutsche Aidshilfe: „Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern bei der Blutspende“

HIV Lage in Deutschland

Zusammenfassend lassen sich zwei Kernaussagen zur HIV Infektionsentwicklung treffen:

  • Die Infektionen von Männern, die Sex mit Männern haben, nehmen seit 2013 konstant ab, wobei sich weiterhin mehr Männer durch MSM infizieren als bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr.
  • Die Infektionen durch heterosexuellen Verkehr nehmen seit 2016 zu. 

Robert Koch Institut (RKI): „Anhang zur Stellungnahme S23: ‚Blutspende von Personen mit sexuellem Risikoverhalten – Darstellung des aktuellen Standes der medizinischen Wissenschaft

Unsere Stellungnahme dazu

Auch diese Änderung der Richtlinien zum Blutspenden bergen eine Stigmatisierung von MSM und sind diskriminierend. Sexuelle Handlungen zwischen Männern werden fälschlicherweise mit einem erhöhten Risiko für eine HIV Infektion assoziiert. 

Zwar sind auch heterosexuelle Handlungen mit häufig wechselnden Sexualpartner*innen ein Ausschlusskriterium für die Blutspende, allerdings dürfen MSM gar keine wechselnden Sexualpartner haben, ohne automatisch für vier Monate vom Blutspenden ausgeschlossen zu werden. Das ist eine unbegründete und unwissenschaftliche Benachteiligung von MSM. 

Warum allerdings wird Safer Sex in diesem Diskurs nicht mit berücksichtigt?

Es ist klar, dass ungeschützter Geschlechtsverkehr mit wechselnden Sexualpartner*innen zu einem erhöhten Risiko für eine Infektion mit HIV führt. Interessanterweise wird in diesem Diskurs die Thematik des Safer Sex nicht berücksichtigt. Warum MSM trotz der gleichen Möglichkeit, Safer Sex zu betreiben, anders behandelt werden als heterosexuelle Paare, möchte das Robert Koch Institut folgendermaßen rechtfertigen:

“Kondome sind unbestritten ein geeignetes Mittel, sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen, sofern sie sachgerecht und wirklich bei jedem Sexualkontakt verwendet werden. Bei der Befragung im Rahmen der Blutspende kann nicht mit Sicherheit nachvollzogen werden, ob Kondome bei jedem Sexualverkehr tatsächlich und wirksam angewendet wurden. Zudem stellt der Kondomgebrauch wegen möglicher Anwendungsfehler und eines möglichen Materialversagens nicht hinreichend sicher, dass die Qualitätskriterien für ein Arzneimittel aus Blut immer erfüllt werden.”

Robert Koch Institut (RKI): “Häufig gestelle Fragen zur Rückstellungsfrist für MSM von der Blutspende”

Robert Koch Institut (RKI): “Häufig gestelle Fragen zur Rückstellungsfrist für MSM von der Blutspende”

Diese Argumentation verfehlt jedoch vollkommen die Thematik: Es ist selbstverständlich, dass Safer Sex das Risko für die Infektion mit dem HIV drastisch senkt. Allerdings gilt das sowohl für homosexuelle Handlungen zwischen Männern, als auch für heterosexuellen Geschlechtsverkehr. Die Gefahr für eine falsche Anwendung von Schutzmaßnahmen wie Kondomen besteht auch bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr. Die “Sorgen” bei MSM führen auf eine Pauschalisierung zurück, die nicht haltbar ist. Die Forderung muss eine Abfrage des individuellen Risikoverhaltens sein, nicht die Stigmatisierung bestimmter Menschengruppen!

Hinweis zur Methodik

Auf alle Quellen wurde zuletzt am 12.06.2022 zugegriffen. Aufgrund einer Limitation des WordPress Beitragtools wurden alle weiterführenden Beiträge zu verschiedenen Thematiken und Nachweise direkt an das Ende des jeweiligen Abschnittes gestellt.

Die Recherche wurde nicht von Expert*innen in Bereich der Medizin angefertigt. Wir garantieren deshalb nicht für die vollständige Richtigkeit unserer Zusammenfassung und der Informationen unserer Quellen.

Wir sind ein ehrenamtliches Team aus queeren (LGBTQIA+) Menschen, welches queere Perspektiven sichtbar machen und Vielfalt in Schulen zeigen möchte.